Erste Mannschaft in akuter Abstiegsgefahr!

Dienstag 23. März 2010 von Michael Meinhardt

Durch ein desaströses 2-6 bei der SGEM Ennepe-Ruhr-Süd hat sich die erste Mannschaft selbst in Zugzwang gebracht. Der letzte Kampf gegen den Lokalrivalen aus Siegen darf nun auf keinen Fall verloren werden, ansonsten fristen wir in der nächsten Saison unser Dasein in der Verbandsklasse.
In Ennepe fiel die erste Entscheidung erst nach etwa dreieinhalb Stunden. Frank Mickisch hatte seinem Gegner Martin Schaefer eine starke Initiative am Königsflügel überlassen (auf dem Bild am zweiten Brett von vorne zu erahnen). Um nicht direkt Matt zu werden musste Frank seine Dame gegen Turm und Leichtfigur tauschen. Schaefer ging mit diesem Materialvorteil ins Endspiel, als sich die zweite Dame ankündigte, gab Frank auf, 0-1.

Erst zwei Stunden vor der Partie hatte ich erfahren, dass ich auf Grund von Uwes kurzfristiger Erkrankung an Brett zwei auf Stefan Arndt, gegen den ich vom Blitz- bis zum Fernschach schon in allen Bedenkzeiten verloren habe, treffen würde. Dankenswerterweise sagte Daniel – er wollte eigentlich pausieren – nicht nur als Ersatzspieler, sondern auch als Ersatzfahrer zu, sodass ich mich auf der Fahrt noch kurz durch einen Blick ins Buch vorbereiten konnte. Zum Glück wählte Arndt die Variante, die ich mir angesehen hatte, sie mündete in einem der typischsten Mittelspielmotive, dem Spiel mit dem isolierten weißen Damenbauern. Arndt erhielt die damit verbundenen Vorteile in Form von freierem Figurenspiel und Initiative am Königsflügel, mir blieb der Vorteil der besseren Bauernstruktur. Als ich die weißen Drohungen am Königsflügel abgewehrt hatte (im Bild überlege ich an 16….Sb4-c6, was den gefährlichen, weißen Se5 abtauscht) und das neuralgische Feld d5 besetzen wollte, entschloss sich Arndt dazu, die Stellung im Zentrum mittels d4-d5 und dem folgenden Abtausch aller Leichtfiguren aufzulösen. Das entstandene total ausgeglichene Schwerfigurenendspiel gaben wir direkt Remis, 0,5-1,5.

An Brett acht war Raphael Gall nach der Eröffnung in einer passiven Stellung gelandet, konnte aber trotz Aufgabe des Läuferpaares das Gleichgewicht halten. In Zeitnot allerdings übersah er einen taktischen Kniff von Thomas Heinzemann, der eine Figur und die Partie kostete, 0,5-2,5.
Nach dem Ausrutscher am letzten Spieltag war auf Andreas Piskorz an Brett fünf diesmal wieder Verlass. Nach einem riskanten Bauernfraß durch Andreas am Damenflügel kam sein Gegner Eric van der Gaag zu gefährlichem Gegenspiel auf der langen, weißen Diagonalen. Andreas behielt die Ruhe, wehrte dies unter Rückopfer des Bauern ab und konnte seinerseits unter Ausnutzung der anderen langen Diagonalen taktisch eine Figur und die Partie gewinnen, 1,5-2,5.
An Brett vier lieferten sich Olaf Düber und Achim Heller ein heißes Gefecht. Heller opferte früh die Qualität und marschierte bedrohlich mit Dame, Läufer, Turm und zwei Springern vor Olafs König auf. Olaf gab die Qualität zurück, um den Angriff abzuschwächen, was auch halbwegs gelang. In beiderseitiger Zeitnot übersah Olaf leider zunächst einen taktischen Schlag, der Material kostete und schließlich sogar in Verluststellung ein einzügiges Matt, 1,5-3,5.
Großes Kino, wenn auch nicht immer auf Verbandsliga-Niveau, gab es an Brett sechs zu bestaunen. Patrick Scholl hatte Michael Drzasgas zweifelhaftes, doppeltes Bauernopfer in der Eröffnung stark gekontert, lediglich eine zerrüttete Bauernstellung musste er dafür in Kauf nehmen. Bei der Verwertung des Vorteils lief Patrick aber unnötig in eine Springergabel, die eine Qualität kostete. Drzasga gab das Kompliment postwendend zurück, sodass Patrick mit Turm, Springer und drei Mehrbauern gegen Turm und Läufer ins Endspiel ging. Als er es auch noch schaffte, den Läufer für zwei Bauern abzusammeln hatte ich den Punkt schon gebongt. Wie Patrick dann genau auf die Idee kam, Turm und Springer gegen Drzasgas Turm zu „tauschen“, um das Endspiel König und Bauer gegen König „leicht“ zu gewinnen, wusste er im Anschluss selbst nicht mehr. Seitdem ist ihm aber bewusst, dass der Begriff Opposition nicht nur in der Politik seine Daseinsberechtigung hat, Remis und 2-4.
An Brett eins hatte sich Sebastian im Mittelspiel klaren, positionellen Vorteil erarbeitet, übersah allerdings einen Springereinschlag seines Kontrahenten IM Eugen Tripolsky, der einen Bauern kostete. Tripolsky erhielt zudem einen starken Freibauern, für den Sebastian im weiteren Verlauf eine Qualität geben musste, 2-5.
Noch nicht ganz fit hatte sich Daniel kurzfristig bereit erklärt, an Brett drei gegen Norbert Bruchmann aufzulaufen. Meine Vorschlag an ihn: „Versuch früh Remis zu machen, wenn es nicht klappt, hau was in die Königsstellung und setz Matt oder gib auf.“ In der Tat folgte 11. Lxh6 gxh6 12.Dxh6. Leider fand Daniel trotz intensiver Suche keinen Totschlag, aber mit drei – später nur noch zwei – Bauern für die Figur genug Kompensation, um nicht sofort aufzugeben. Das entstandene Endspiel mit Turm und fünf Bauern gegen Turm, Springer und drei Bauern war auf Grund von Daniels aktivem König möglicherweise noch haltbar, in der Analyse im Casa fanden wir sogar noch Verlustwege für Bruchmann. Daniel aber war nach der Zeitnot so erschöpft, dass er keinen Widerstand mehr leistete, 2-6.
Obwohl wir uns momentan auf dem fünften Platz befinden, droht bei einer Niederlage im letzten Saisonspiel der achte Platz und der damit verbundene Abstieg in die Verbandsklasse.
In der Bezirksliga gewann unsere zweite Mannschaft mit 5,5-2,5 in Gebhardshain. Es gewannen Stefan Töpler, Heinz-Roland Send (6,5/7!), Werner Brauner, Horst Hartzer und James Gray, Remis spielte Hans-Wolfgang Dittmann. Der bisherige 100%-Mann Stephan Toffanello musste an Brett eins erstmals in dieser Saison eine Bezirksliga-Niederlage quittieren.
In der Kreisliga reiste unsere dritte Mannschaft nach Herdorf, die leider nicht vermeidbare kampflose Niederlage an Brett zwei und der Verlust an Brett eins wurde an drei und vier durch Laurin Göb und Andreas Schöning zum 2-2 ausgeglichen.

Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 23. März 2010 um 20:21 und abgelegt unter Mannschaften. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

Kommentare sind geschlossen.