Autor: Michael Meinhardt

  • Erfolgreiches Haiger-Open

    Schon fast traditionell, genauer gesagt zum vierten Mal, fand am Himmelfahrtswochenende in Haiger das vom C4 ChessClub ausgerichtete Open mit Turnierbedenkzeit statt. Nachdem ich in den drei vorherigen Ausgaben nur als Zuschauer oder Schiedsrichter vor Ort war, beschloss ich in diesem Jahr, mich selbst ans Brett zu setzen, leider als einziger Spieler unseres Vereins. Auf Grund vieler Parallelveranstaltungen nahmen nur 51 Spieler teil, 13 weniger als im Vorjahr. Die Setzliste versprach einen spannenden Kampf um den Turniersieg, war doch diesmal im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kein überragender Titelträger am Start, sondern eine breite Meute mit Wertungszahlen zwischen 2150 und 1950, in der ich mich an Setzplatz 7 einreihte. Dementsprechend hatte ich in der ersten Runde Weiß, mein Gegner war Peter Schneider aus Schutzbach. Ich opferte früh einen Bauern, um Entwicklungsvorsprung und offene Linien gegen den schwarzen König zu erlangen. Schneider gab zwar eine Figur, aber der Angriff behielt seine Wucht und drang nach 21 Zügen durch, der erste „Pflichtsieg“ war geschafft.
    In der zweiten Runde spielte ich mit Schwarz gegen Rudi Förster von den SF Braunfels. Die Eröffnung lief nicht so gut für mich, Förster erhielt Vorteil und – bot mir Remis an. Ich hatte im Vorfeld beschlossen, keine Kurzremisen zu machen, in der vorliegenden Stellung kostete mich dieser Vorsatz einige Überwindung, aber ich spielte weiter. Förster versuchte nun durch komplette Abholzung, das erstrebte Remis zu erreichen, eine aktivere Herangehensweise hätte mich möglicherweise vor arge Probleme gestellt. So landeten wir in einem Läufer (meinerseits) gegen Springer Endspiel, in dem ich noch ein bisschen nach dem vollen Punkt stocherte. Leider war die Überlegenheit des Läufers in der vorliegenden Struktur nicht so groß, wie ich es aus einigen Lehrbeispielen kannte, sodass ich in ein remises Bauernendspiel abwickelte. Aber Förster schätze dieses fälschlicherweise als verloren für sich ein und machte ein paar Desperadozüge, nach denen ich tatsächlich noch gewinnen konnte.
    Der nächste Morgen war frei – zumindest für die allermeisten Teilnehmer. Ich hatte Hauptorganisator Timo Schönhof aber die Zusage gegeben, beim Tigerscup, einem Schülerturnier mit 69 Teilnehmern, das am spielfreien Freitagvormittag in den Open-Räumlichkeiten stattfindet, zu schiedsen. Meine Bitte nach einem leichten Gegner am Nachmittag wurde leider nicht erhört, ich traf mit Weiß an Brett 1, das in Haiger auf der Bühne der Stadthalle mit Liveübertragung in den gesamten Raum und den Verpflegungsbereich ausgetragen wird, auf die Nummer 2 der Setzliste, Sebastian Müer aus Rastede. Schon im ersten Zug führte dieser meine eh schon geringe Vorbereitung ad absurdum und es entstand eine in letzter Zeit populäre Variante der französischen Verteidigung. Durch die sich blockierenden Bauernketten im Zentrum sind die Pläne hier eigentlich vorgegeben, Weiß stürmt am Königsflügel, Schwarz am Damenflügel. Da ich am Königsflügel nicht voran kam, änderte ich den Plan. Ich öffnete selbst den Damenflügel, um die dort aktiven schwarzen Figuren abzutauschen und mit meinen Schwerfiguren rüber zu schwenken. Das ging jedoch schief, durch einen taktischen Kniff stellte Müer meine Figuren am Königsflügel ins Abseits und verlagerte seine Restarmee seelenruhig auf den nun offenen Damenflügel, wo er reichlich Beute machte, Aufgabe meinerseits und runter ging es von der Bühne.
    Die vierte Runde brachte mir Schwarz gegen unseren ehemaligen Spieler Arne Peutz, der mittlerweile für C4 am Brett sitzt. Es entstand sie berühmt-berüchtigte Mittelspielstruktur mit dem isolierten weißen d-Bauern. Arne übersah eine Abtauschkombination, die nicht nur zwei Leichtfigurenpaare vom Brett nahm, sondern auch die weiße Bauernschwäche nach c3 verlagerte. Im entscheidenden Moment hatte ich die Wahl zwischen vier viel versprechenden Fortsetzungen, aber mit traumwandlerischer Sicherheit erwischte ich natürlich den falschen Zug. Arne haute auf h7 mit dem Läufer rein, objektiv betrachtet nicht ausreichend, aber am Brett fand ich die Widerlegung nicht. Ich gab die Mehrfigur zurück, um in ein auf Grund der gesünderen Bauernstruktur etwas besseres Doppelturm-Endspiel abzuwicklen. Arne warf einen seiner schwachen Bauern für Turmtausch über Bord, das Turmendspiel schätzte ich optimistisch als „sogar für mich zu gewinnen“ ein. Tatsächlich führte ich den b-Freibauern zum Sieg, aber der Rechner zeigte mir zu meiner Überraschung noch einen späten Remisweg für Weiß, den wir beide nicht auf dem Radar hatten.
    So aber stand ich bei drei Punkten aus vier Runden, SwissChess bescherte mir in der fünften Runde Weiß gegen meinen ausgesprochenen „Angstgegner“ Christian Reiffenrath (Hellertal), meine stolze Bilanz gegen ihn: 1,5/9. Auch diesmal ging es nicht gut los, ich vergaß in der Eröffnung mittels h3 ein Luftloch für meinen in der entstandenen Struktur enorm wichtigen schwarzfeldrigen Läufer zu schaffen, der auch prompt mit Sh5 abgetauscht wurde. Die wichtige Kontrolle über das Feld e5 war damit weg, meine Motivation auf dem Tiefpunkt. Glücklicherweise bot Christian im 16. Zug Remis an und es fiel mir auf Grund der wirklich schlechten Stellung nicht schwer, meinen Vorsatz (siehe oben) über Bord zu werfen, Remis.
    In der sechsten Runde gewann ich mit Schwarz in nur 19 Zügen gegen Klaus Montermann (Marburg), die Partie gibt es unten.
    Vor der letzten Runde stand ich mit 4,5 aus 6 punktgleich mit vier anderen Teilnehmern auf dem dritten Platz, es folgten allerdings gleich acht Spieler, die mit 4 Punkten auf Ausrutscher warteten. Ich hatte Weiß gegen meinen ehemaligen Teamkollegen Jens Dickel, mittlerweile in Kreuztal aktiv. Ein schneller Händedruck hätte mindestens den achten Platz und somit ein „Money Finish“ (Geld gabs bis zum zehnten Rang) bedeutet, ein Sieg hingegen den sicheren dritten Platz. Ich nahm mir vor, die Stellung auszuspielen, Jens aber bot mir nach zehn Zügen Remis an, klar, er hatte die beste Buchholzzahl im Feld. Ich lehnte ab, aber Jens tauschte trocken alles ab, was ihm gefährlich werden konnte und nahm kurze Zeit später mein Remisangebot an, in der Schlussstellung war Schwarz sogar schon leicht im Vorteil.
    Nun galt es also, meine Buchholzpferdchen anzufeuern. Diese machten ihre Sache auch ziemlich gut, dennoch reichte es „nur“ zu Platz 7, ich landete also auf meinem Setzplatz und strich immerhin 60 Euro ein.
    Das Turnier gewann Frank Wenner (Gernsheim) vor dem punktgleichen Siegener Gerald Richter (beide 5,5) und Jens Dickel als buchholzbestem 5-Punkter.
    Über die Qualität des Turnieres gibt es ausschließlich Positives zu berichten, angefangen vom Turniersaal, dem mit Abstand bestem Spielmaterial, das man bei einem Open finden kann, der hervorragenden Technik auf Chess-Classics-Mainz-Niveau, bis hin zum engagierten Organisationsteam rund um Timo Schönhof.

    Nachfolgend noch mein schachliches Highlight aus Runde 6:

    ###pgn###
    [Event „Haiger-Open“]
    [Site „?“]
    [Date „2010.05.16“]
    [Round „6“]
    [White „Montermann, Klaus“]
    [Black „Meinhardt, Michael“]
    [Result „0-1“]
    [ECO „B40“]
    [WhiteElo „1887“]
    [BlackElo „1993“]
    [Annotator „Michael Meinhardt“]
    [SetUp „1“]
    [FEN „r1bqk2r/pp3ppp/2nbp3/3n4/8/2PB1N2/2QP1PPP/RNB1K2R w KQkq – 0 11“]
    [PlyCount „18“]
    [EventDate „2010.??.??“]

    11. Bxh7 $4 {Das verliert forciert, der Läufer wird abgeklemmt und erobert.} f5
    $1 {Überraschung! Der Läufer kann nun mit Schach auf ein nicht angegriffenes
    Feld ziehen. Und gibt es dann nicht sogar eine Rückkehr basierend auf dem
    Vorstoß g4?} 12. Bg6+ Kf8 13. g4 Nf4 $1 14. gxf5 (14. Bh5 g6) 14… exf5 15.
    Bxf5 {Der Läufer ist befreit, aber auf Kosten der nun offenen e-Linie, an
    deren Ende der weiße König auf die schwarzen Figuren wartet.} Qe7+ 16. Be4 (16.
    Qe4 Bxf5 $1) 16… Bf5 17. Ng5 {
    Die beiden anderen Möglichkeiten, den Läufer zu decken, verlieren ebenfalls:} (
    17. Ra4 Nb4 $1) (17. d3 Nxd3+ $1 18. Qxd3 Bxe4 19. Qxd6 Qxd6 20. Ba3 Qxa3 21.
    Nxa3 Bxf3) 17… Qxg5 18. Bxf5 (18. d3 Nxd3+ 19. Bxd3 Re8+ 20. Be2 Rxe2+ 21.
    Kxe2 Qg4+) 18… Re8+ 19. Be4 {Bis hierhin hatte ich bei …f5 gerechnet und
    war mir sicher, dass mir hier schon was einfällt. Bei Lichte betrachtet, war
    es dann nicht so schwer:} Qg2 $1 0-1
    %%%pgn%%%

  • Aus im Verbands-Einzelpokal

    In der ersten Runde des Verbands-Pokals, für den ich mich durch den Sieg auf Bezirksebene qualifiziert hatte, traf ich mit Norbert Bruchmann (SGEM Ennepe-Ruhr-Süd) direkt auf den DWZ-Favoriten, Losglück kann man das also nicht nennen. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch Schwarz, aber dadurch blieb mir immerhin die dritte Fahrt nach Ennepe binnen weniger Wochen erspart. Bruchmann verließ früh die in unserer letzten Partie im Vierer-Pokal vor drei Wochen eingeschlagenen Pfade und ließ eine Entwertung seiner Bauernstruktur zu, was allerdings durch aktives Spiel kompensiert wurde. Um den Druck loszuwerden, wickelte ich in ein Dame-und-Turm-Endspiel ab, die weiße Bauernstellung wurde dadurch allerdings wieder repariert. In Zeitnot unterliefen mir ein paar Ungenauigkeiten, die Bruchmann jedoch nicht ausnutzen konnte. Im 41. Zug forcierte ich den Tausch des Turmpaares, aber trotz des resultierenden doppelten Bauernverlustes meinerseits, musste Bruchmann Dauerschach geben, da mein bis nach d3 vorgepreschter Freibauer sonst nicht aufzuhalten war, Remis.

    Gemäß der Regularien folgten also zwei Blitzpartien. In der ersten Partie erlangte ich mit Weiß eine gute Angriffsstellung, opferte aber etwas übermütig die Qualität für einen Bauern und lockte die gegnerische Dame in die Abseitsfalle. Diese konnte sich aber befreien und machte meinem König gemeinsam mit dem übrig gebliebenen Turm den Garaus, 0-1.
    Somit war ich mit Schwarz zum Siegen verdammt und wählte eine Eröffnung, in der Schwarz zwar passiv steht, aber im Endspiel gute Chancen auf den vollen Punkt hat…. wenn man die weiße Aktivität übersteht. Soweit musste es dann nicht kommen, denn Bruchmann lief zunächst in eine Springergabel, die eine Qualität kostete und ein paar Züge später sogar in ein einzügiges Matt, 1-1.
    Nun ging es weiter bis zur nächsten entschiedenen Partie. Es entwickelte sich ein zähes positionelles Geschiebe, in dem ich mit Weiß leichte Vorteile hatte. Als es auf einmal taktisch wurde, gewann ich zwei Bauern, aber beim Übergang ins Endspiel war ich leider wieder zu übermütig und opferte wieder eine Qualität, um meine drei Freibauern am Damenflügel ans Laufen zu bringen. Dummerweise hatte ich übersehen, dass diese leicht blockiert und weggepflückt werden konnten, sodass ich bald eine glatte Minusqualität hatte, die Bruchmann zum Sieg führte, 1-2.
    Obwohl ich mir grade im Blitzen wenig Chancen ausgerechnet hatte, war ich dann doch enttäuscht, so unnötig auszuscheiden, aber es sei nochmal erwähnt, dass Bruchmann in der regulären Partie einige Möglichkeiten zum Sieg ausgelassen hatte. Abschließend überreichten wir Bruchmann dann auch noch den für den Erfolg Ennepes in Plettenberg ausgelobten Kasten Hopfenblütentee.

  • Erste Mannschaft schafft Klassenerhalt Vol. 2 (leicht editiert)

    Wie von Daniel bereits unten angekündigt, hat die erste Mannschaft durch einen knappen Sieg im Lokalderby gegen den Siegener SV den Klassenerhalt in der Verbandsliga tatsächlich geschafft.
    Bevor es aber so weit war, mussten wir nervenaufreibende fünfeinhalb Stunden warten, bis der entscheidende vierte Punkt eingefahren war, aber fangen wir doch vorne an:
    Da dem Kampf SVG Plettenberg gegen SG Ennepe-Ruhr-Süd im Falle einer Niederlage unsererseits eine entscheidende Bedeutung zukam, schickten wir kurzerhand Daniel Mohr nach Plettenberg, um uns über den dortigen Kampf auf dem Laufenden zu halten. Nach etwa zwei Stunden kamen von dort die ersten Ergebnisse, vier Bretter hatten sich friedlich getrennt, was dem Gast aus Ennepe den Klassenerhalt bescherte, Plettenberg musste gewinnen, um selbigen definitiv abzusichern. Die Enneper kündigten aber Daniel gegenüber an, die restlichen Partien auszukämpfen, immerhin hatten wir ihnen im Rahmen des Pokalfinales eine Kiste Original Siegerländer Gerstenkaltschalen für den Sieg in Aussicht gestellt.
    Bei uns waren die schlimmsten Aufstellungs-Albträume in Erfüllung gegangen. Wie der Buschfunk schon vermutet hatte, traten die Siegener an den hinteren Brettern mit ihren beiden Edelreservisten Bernd Donner und Frank Becker an.
    Die erste Entscheidung fiel aber weiter vorn. Topscorer Andreas Piskorz, bis dato 7 aus 8, hatte sich an Brett 5 gegen Ulrich Lange für mich unverständlicherweise aus der Eröffnung heraus auf ein schlechtes Endspiel eingelassen, in dem Lange über die wesentlich aktiveren Figuren inklusive König, sowie über einen gefährlichen d-Freibauern verfügte, während Andreas‘ Bauernmehrheit am Damenflügel lahmgelegt war. Lange nutzte diesen Vorteil schnell zum Sieg, der Stellungstyp war ihm, wie sich hinterher herausstellte, bestens vertraut gewesen, 0-1.

    Der Ausgleich fiel an Brett 4 (vorn im Bild). Olaf Düber war nicht besonders gut aus der Eröffnung gekommen, Frank Wächtler verfügte über das Läuferpaar, sowie einigen Entwicklungsvorsprung, da Olafs König noch in der Mitte stand. Durch ein grobes Versehen stellte Wächtler eine Qualität ein, aber auch danach war die Stellung für Olaf noch schwierig zu spielen. Wächtler versuchte sich an Olafs Damenflügelbauern schadlos zu halten, während Olaf die Mehrqualität nutzte, um Drohungen gegen den schwarzen König aufzubauen, die schließlich die Partie zu unseren Gunsten entschieden, 1-1.
    Die vermeintlich schwerste Aufgabe hatte am siebten Brett Frank Mickisch zu meistern, musste er doch mit Schwarz gegen den nur für diesen Kampf geschonten Bernd Donner (im Bild unten mit schlimmer Vorahnung) antreten. Nach einem taktischen Intermezzo ausgangs der Eröffnung machte Donner auf der langen schwarzen Diagonalen mittels Dame-Läufer-Batterie Druck auf Franks König. Frank konnte aber geschickt Angriff und Verteidigung verbinden und nun seinerseits Donners König angreifen. Wie er diesen genau erlegte, bekam ich leider nicht mit, in der Schlussstellung parkte aber ein schwarzer Springer auf g2 mitten in der weißen Königsstellung, 2-1.

    Der zweite Edeljoker der Siegener hingegen stach. Am achten Brett hatte Raphael Gall die undankbare Aufgabe, sich mit Frank Becker zu duellieren. Schon in der Eröffnung musste Raphael das Läuferpaar aufgeben, zudem erhielt Becker ein starkes Zentrum und Initiative am Königsflügel. Raphael versuchte, am Damenflügel zu kontern, aber Becker konnte dies abwehren und setzte sich in Zeitnot durch, 2-2.
    Knapp nach der Zeitkontrolle lagen wir dann sogar zurück. Nachdem ich am dritten Brett gegen Andrej Osetrov schnell und gut aus der Eröffnung gekommen war, erarbeitete ich mir im Mittelspiel durch die Besetzung der e-Linie einen klaren Vorteil und drang sogar mit Turm und Dame auf der zweiten Reihe ein. Leider verplemperte ich unnötig viel Zeit an unnützen Varianten (an die Gewinnvariante, die mir der Rechner hinterher zeigte, hatte ich dabei nicht mal im Entferntesten gedacht) und driftete langsam in Zeitnot. Osetrov stellte ein paar Drohungen gegen meinen König auf, worauf ich total kopflos reagierte und zu guter Letzt sogar eine glatte Figur stehen ließ. Ich schleppte mich noch gefrustet bis Zug 47, aber da war endgültig Schluss, 2-3.
    Daniel vermeldete nach der Zeitkontrolle eine 4-3 Führung der Gastgeber in Plettenberg, die noch offene Partie war besser für Ennepe, aber noch nicht sicher gewonnen. Bei einem 4-4 in Plettenberg würden uns 3,5 Brettpunkte, also drei Remisen in den noch offenen Partien reichen, aber das Risiko wollten wir nicht eingehen und spielten weiter darauf, uns selbst zu retten.

    An Brett 6 hatten Patrick Scholl und Torsten Lindner gefühlte hundert Züge in einer Igelstellung hin und her laviert, bevor man sich endlich zu einem Zusammenstoß im Zentrum durchringen konnte. Nach der folgenden Abtauschorgie behielten beide neben sechs Bauern nur noch Dame und Springer übrig, allerdings waren Patricks Restfiguren deutlich aktiver positioniert (im Bild oben deutlich zu erkennen). Nach der Zeitkontrolle brütete Patrick lange, um eine Möglichkeit zu finden, dies gewinnbringend einzusetzen. Er fand schließlich einen erzwungenen Damentausch, der in ein leicht gewonnenes Springerendspiel mündete, das Lindner schnell aufgab, 3-3.
    Nun lag also die Verbandsligazukunft in den Händen unserer beiden Spitzenbretter.
    (Im Bild sitzend Sebastian Send und Uwe Eckardt, stehend Stefan Töpler (li.) und Dawid Kulik, der für die SVG Plettenberg „spionierte“. Sein Bericht auf der Plettenberger Homepage findet sich hier)

    An Brett zwei trafen wieder mal Uwe Eckardt und Gerald Richter aufeinander. Richter war – wenig überraschend – gut auf Uwes Eröffnung vorbereitet und erspielte sich sichtbaren Vorteil. Im Kontrollzug opferte Richter sogar die Qualität, um ein vorgerücktes Freibauernduo am Damenflügel in Gang zu bringen. Das sah nicht nur gewonnen aus, wie Uwes Rechner am Tag danach zeigte, war es das auch. Richter ließ sich aber zu einem übereilten Vorstoß eines Bauern hinreißen, sodass Uwe das dynamische (Bauern-)Duo blockieren und seinerseits mit dem Randbauern zur Dame laufen konnte, 4-3 und Klassenerhalt!!!!!
    Die wiedermal hochkomplexe Partie am Spitzenbrett zwischen Sebastian Send und Reinhard Schischke war für uns daher nebensächlich, die Siegener hofften im Falle eines Sieges noch auf eine hohe Niederlage von Bergneustadt/Derschlag. Schischke hatte im Mittelspiel eine Qualität erobert, für die Sebastian aber immerhin zwei Bauern einheimsen konnte. Im Endspiel ging einer der Bauern verloren, Sebastian rettete sich knapp in ein Endspiel Läufer und drei Bauern gegen Turm und zwei Bauern auf einem Flügel. Ob dies zu gewinnen war, konnten wir auch in der Analyse nicht definitiv klären, Schischke schaffte es mit nur noch fünf Minuten für den Rest der Partie nicht, was uns den 4,5-3,5 und somit den dritten (!) Tabellenplatz einbrachte. Wie ausgeglichen die Verbandsliga auch in dieser Saison war, lässt sich daran ablesen, dass wir abgestiegen wären, wenn Uwe und Sebastian ihre Partien verloren hätten. Somit traf es unseren Nachbarn aus Siegen, dem auch das abschließende 4-4 in Plettenberg nicht mehr half. Da der SV Kreuztal bereits vor dem letzten Spieltag abgestiegen war, sind wir nun der einzige Verbandsligist aus dem Siegerland.
    Nicht so dramatisch ging es bei der zweiten Mannschaft zu, die gegen die vierte Mannschaft aus Siegen antreten musste. Stephan Toffanello gewann am ersten Brett kampflos, zu seinen am Brett erspielten 4 aus 5 (!) gesellten sich zusätzlich noch zwei kampflose Siege. Durch die Siege von Dominik Marx, Roland Brosius und James Gray (6 aus 8, im Bild vorne rechts) und die Remisen von Heinz-Roland Send (7 aus 8 und somit Topscorer der zweiten Mannschaft) und Hans-Wolfgang Dittmann ergab sich ein nie gefährdeter 5-3 Sieg, der uns den dritten Platz in der Bezirksliga bescherte.

  • Noch eine Pleite in Ennepe

    Wie bereits vor drei Wochen machten wir uns auf den weiten Weg zur SG Ennepe-Ruhr-Süd. Nach der verpatzten Pflicht Verbandsliga-Mannschaftskampf war der Anlass diesmal die Kür Verbands-Mannschafts-Pokal-Finale. Leider mussten wir ohne unser Spitzenbrett Sebastian Send auskommen, dafür waren mit Andreas Piskorz und Patrick Scholl die beiden Matchwinner der vorherigen Runden an Bord. Nach etwas mehr als drei Stunden war ich ziemlich optimistisch.
    Am ersten Brett musste Uwe Eckardt überraschend gegen IM Eugen Tripolsky antreten, mit seinem Einsatz hatten wir nicht gerechnet. Uwe strebte mit Weiß wie gewohnt ungewöhnliche Stellungsbilder an und setzte Tripolsky stark unter Druck, sodass dieser sich zu einem Springeropfer entschloss, um Gegenspiel am Damenflügel, wo Uwes König untergeschlüpft war, aufzubauen. Uwe seinerseits rückte am Königsflügel erfolgversprechend vor…
    Mir erging es am zweiten Brett nicht so gut, direkt aus der Eröffnung war ich gegen Norbert Bruchmann, dem ich am 9.5. in der ersten Runden des Einzelpokals wieder gegenüber sitzen werde, in einem schlechteren Endspiel gelandet. Meine Bauernstruktur war geschwächt, zudem erwies sich Bruchmanns Springer als nützlicher als mein in seinem Bewegungsdrang eingeengter Läufer. Aber forciert verloren war das wohl noch lange nicht…
    Den Punkt an Brett drei hatte ich schon gebongt. Andreas Piskorz bearbeitete mit drei Schwerfiguren den König von Udo Garweg, der zudem nur noch über etwa 3 Minuten für 15 Züge verfügte….
    An Brett vier hatte Patrick Scholl gegen Michael Cripps einen symbolischen Vorteil erarbeitet, neben dem bessren Läufer verfügte er über die totale Kontrolle der einzigen offenen Linie. Die Stellung schätze ich als „unverlierbar“ ab, ob man sie gewinnen kann, war mir nicht klar, jedenfalls könnte Patrick es versuchen, wenn es der Mannschaftsstand verlangt….
    Doch dann war der Traum binnen weniger Minuten geplatzt. Vom dritten Brett hörte ich auf einmal den Ausruf „Matt“. Leider nicht von Andreas sondern von Garweg, denn Andreas war in mittlerweile totaler Gewinnstellung unachtsam in eine einzügiges Matt gelaufen.
    Kurze Zeit später sah ich aus dem Augenwinkel den Handshake an Brett vier. Ich wollte Patrick schon für einen unangebracht frühen Remisschluss anmeckern, doch dann sah ich die Bescherung, Patrick hatte durch einen profanen Läuferspieß eine Qualität eingestellt und sofort die Waffen gestreckt.
    Zwischenzeitlich hatte ich es geschafft, meine drei verbliebenen Figuren (König, Turm und Läufer) dermaßen mit meinen Bauern zu verkeilen, dass Bruchmann mit einem geschickten Mattnetz eine Qualität erobern konnte. Nach ein paar Agoniezügen gab auch ich auf.
    Die Partie an Brett eins war somit für den Kampf bedeutungslos geworden, aber dennoch weiterhin hochinteressant. Uwe hatte die Mehrfigur aus Verteidigungsgründen zurückgeopfert und schien somit am Königsflügel schneller zu mahlen. In Zeitnot entging ihm leider die stärkste Fortsetzung und zu allem Überfluss blieb auch noch kompensationslos ein Turm stehen.
    Herzliche Glückwünsche also nach Ennepe und alles Gute in Eurem letzten Kampf in Plettenberg nächste Woche!
    Uns bleibt nach der Schmach die Hoffnung, dass wir es in der nächsten Woche im Abstiegsderby gegen Siegen besser machen werden.

  • Erste Mannschaft in akuter Abstiegsgefahr!

    Durch ein desaströses 2-6 bei der SGEM Ennepe-Ruhr-Süd hat sich die erste Mannschaft selbst in Zugzwang gebracht. Der letzte Kampf gegen den Lokalrivalen aus Siegen darf nun auf keinen Fall verloren werden, ansonsten fristen wir in der nächsten Saison unser Dasein in der Verbandsklasse.
    In Ennepe fiel die erste Entscheidung erst nach etwa dreieinhalb Stunden. Frank Mickisch hatte seinem Gegner Martin Schaefer eine starke Initiative am Königsflügel überlassen (auf dem Bild am zweiten Brett von vorne zu erahnen). Um nicht direkt Matt zu werden musste Frank seine Dame gegen Turm und Leichtfigur tauschen. Schaefer ging mit diesem Materialvorteil ins Endspiel, als sich die zweite Dame ankündigte, gab Frank auf, 0-1.

    Erst zwei Stunden vor der Partie hatte ich erfahren, dass ich auf Grund von Uwes kurzfristiger Erkrankung an Brett zwei auf Stefan Arndt, gegen den ich vom Blitz- bis zum Fernschach schon in allen Bedenkzeiten verloren habe, treffen würde. Dankenswerterweise sagte Daniel – er wollte eigentlich pausieren – nicht nur als Ersatzspieler, sondern auch als Ersatzfahrer zu, sodass ich mich auf der Fahrt noch kurz durch einen Blick ins Buch vorbereiten konnte. Zum Glück wählte Arndt die Variante, die ich mir angesehen hatte, sie mündete in einem der typischsten Mittelspielmotive, dem Spiel mit dem isolierten weißen Damenbauern. Arndt erhielt die damit verbundenen Vorteile in Form von freierem Figurenspiel und Initiative am Königsflügel, mir blieb der Vorteil der besseren Bauernstruktur. Als ich die weißen Drohungen am Königsflügel abgewehrt hatte (im Bild überlege ich an 16….Sb4-c6, was den gefährlichen, weißen Se5 abtauscht) und das neuralgische Feld d5 besetzen wollte, entschloss sich Arndt dazu, die Stellung im Zentrum mittels d4-d5 und dem folgenden Abtausch aller Leichtfiguren aufzulösen. Das entstandene total ausgeglichene Schwerfigurenendspiel gaben wir direkt Remis, 0,5-1,5.

    An Brett acht war Raphael Gall nach der Eröffnung in einer passiven Stellung gelandet, konnte aber trotz Aufgabe des Läuferpaares das Gleichgewicht halten. In Zeitnot allerdings übersah er einen taktischen Kniff von Thomas Heinzemann, der eine Figur und die Partie kostete, 0,5-2,5.
    Nach dem Ausrutscher am letzten Spieltag war auf Andreas Piskorz an Brett fünf diesmal wieder Verlass. Nach einem riskanten Bauernfraß durch Andreas am Damenflügel kam sein Gegner Eric van der Gaag zu gefährlichem Gegenspiel auf der langen, weißen Diagonalen. Andreas behielt die Ruhe, wehrte dies unter Rückopfer des Bauern ab und konnte seinerseits unter Ausnutzung der anderen langen Diagonalen taktisch eine Figur und die Partie gewinnen, 1,5-2,5.
    An Brett vier lieferten sich Olaf Düber und Achim Heller ein heißes Gefecht. Heller opferte früh die Qualität und marschierte bedrohlich mit Dame, Läufer, Turm und zwei Springern vor Olafs König auf. Olaf gab die Qualität zurück, um den Angriff abzuschwächen, was auch halbwegs gelang. In beiderseitiger Zeitnot übersah Olaf leider zunächst einen taktischen Schlag, der Material kostete und schließlich sogar in Verluststellung ein einzügiges Matt, 1,5-3,5.
    Großes Kino, wenn auch nicht immer auf Verbandsliga-Niveau, gab es an Brett sechs zu bestaunen. Patrick Scholl hatte Michael Drzasgas zweifelhaftes, doppeltes Bauernopfer in der Eröffnung stark gekontert, lediglich eine zerrüttete Bauernstellung musste er dafür in Kauf nehmen. Bei der Verwertung des Vorteils lief Patrick aber unnötig in eine Springergabel, die eine Qualität kostete. Drzasga gab das Kompliment postwendend zurück, sodass Patrick mit Turm, Springer und drei Mehrbauern gegen Turm und Läufer ins Endspiel ging. Als er es auch noch schaffte, den Läufer für zwei Bauern abzusammeln hatte ich den Punkt schon gebongt. Wie Patrick dann genau auf die Idee kam, Turm und Springer gegen Drzasgas Turm zu „tauschen“, um das Endspiel König und Bauer gegen König „leicht“ zu gewinnen, wusste er im Anschluss selbst nicht mehr. Seitdem ist ihm aber bewusst, dass der Begriff Opposition nicht nur in der Politik seine Daseinsberechtigung hat, Remis und 2-4.
    An Brett eins hatte sich Sebastian im Mittelspiel klaren, positionellen Vorteil erarbeitet, übersah allerdings einen Springereinschlag seines Kontrahenten IM Eugen Tripolsky, der einen Bauern kostete. Tripolsky erhielt zudem einen starken Freibauern, für den Sebastian im weiteren Verlauf eine Qualität geben musste, 2-5.
    Noch nicht ganz fit hatte sich Daniel kurzfristig bereit erklärt, an Brett drei gegen Norbert Bruchmann aufzulaufen. Meine Vorschlag an ihn: „Versuch früh Remis zu machen, wenn es nicht klappt, hau was in die Königsstellung und setz Matt oder gib auf.“ In der Tat folgte 11. Lxh6 gxh6 12.Dxh6. Leider fand Daniel trotz intensiver Suche keinen Totschlag, aber mit drei – später nur noch zwei – Bauern für die Figur genug Kompensation, um nicht sofort aufzugeben. Das entstandene Endspiel mit Turm und fünf Bauern gegen Turm, Springer und drei Bauern war auf Grund von Daniels aktivem König möglicherweise noch haltbar, in der Analyse im Casa fanden wir sogar noch Verlustwege für Bruchmann. Daniel aber war nach der Zeitnot so erschöpft, dass er keinen Widerstand mehr leistete, 2-6.
    Obwohl wir uns momentan auf dem fünften Platz befinden, droht bei einer Niederlage im letzten Saisonspiel der achte Platz und der damit verbundene Abstieg in die Verbandsklasse.
    In der Bezirksliga gewann unsere zweite Mannschaft mit 5,5-2,5 in Gebhardshain. Es gewannen Stefan Töpler, Heinz-Roland Send (6,5/7!), Werner Brauner, Horst Hartzer und James Gray, Remis spielte Hans-Wolfgang Dittmann. Der bisherige 100%-Mann Stephan Toffanello musste an Brett eins erstmals in dieser Saison eine Bezirksliga-Niederlage quittieren.
    In der Kreisliga reiste unsere dritte Mannschaft nach Herdorf, die leider nicht vermeidbare kampflose Niederlage an Brett zwei und der Verlust an Brett eins wurde an drei und vier durch Laurin Göb und Andreas Schöning zum 2-2 ausgeglichen.