Faszination Schach und der City-Galerie-Cup

Freitag 14. Juni 2019 von Michael Meinhardt

Vom 11. City-Galerie-Cup berichtet Johannes Karthäuser:

Letztes Wochenende fand der 11. City-Galerie-Cup statt. Der City-Galerie-Cup ist ein Schnellschachturnier, das jedes Jahr in der City Galerie in Siegen ausgetragen wird. Aufgrund der räumlichen Nähe, der guten Preise und der vielen Bekannten, die man dort jedes Jahr trifft, spiele ich es immer sehr gerne mit. Auch einige andere aus dem Verein hatten wieder Lust auf Schach, und so trafen wir uns gut gelaunt um 12:00 mit einer großen Weidenau/Geisweider Delegation. Diesmal waren außer mir noch Alex, Daniel (der jüngere), Olena, Tom und Yannis dabei. Das Turnier war dieses Jahr wieder stark besetzt. Als bester Spieler auf der Setzliste war IM Jonathan Carlstedt, der für den Hamburger Schachklub in der Bundesliga spielt, dabei. Auch der an zwei gesetzte Marc Schulze aus Plettenberg ist ein immer gefährlicher Spieler. Ich selber war an drei gesetzt, und mein Ziel für den Tag war dementsprechend die Top 3 zu verteidigen.

Die Menge an Vertretern von Weidenau-Geisweid hatte natürlich auch Nachteile, und so kam es in der ersten Runde direkt zu einem Vereinsduell: Tom und Daniel mussten gegeneinander antreten. Die beiden kämpften die Partie aus, und nach einer spannenden Partie konnte Daniel seinen ersten Punkt verbuchen.

Alex (links) auf dem Weg zum zweiten Platz

Ich konnte die ersten drei Runden für mich entscheiden. In der vierten Runde gab ich dann meinen ersten halben Punkt gegen Adrian Babczyk ab. Wie so oft war mir hierbei meine Gier zum Verhängnis geworden, ich hatte einen Bauern geschlagen, den ich nicht hätte schlagen sollen. Geschichte wiederholt sich. Letztendlich konnte ich mich nach einer rechenintensiven Partie grade noch ins Remis retten. Definitiv erwähnenswert ist übrigens auch das zweite Vereinsduell, in dem Alex und Olena gegeneinander antraten. Leider musste ich selber spielen und konnte nicht zugucken, denn es war eine sehr schöne Angriffspartie, in der Alex letztendlich den entscheidenden Zug ausließ und verlor.

Auch die fünften Runde, in der mein Gegner Marc Schulze war, wurde für mich nicht besser. Nach einer sehr interessanten Partie fand ich mich, vor den Augen meines (in meiner Rolle als Materialwart) direkten Vorgesetzten Uwe, in einem Endspiel mit zwei Wenigerbauern (auch als Antimehrbauern bekannt) wieder. Zum Glück zählt das „verzweifelt um mein Überleben kämpfen“ zu meinen Stärken, und ich konnte mich mit billigen Mattdrohungen in ein Remis retten.

Zu diesem Zeitpunkt sah es aufgrund der Punktesituation aus, als müsse ich die letzten beiden Runden gewinnen, um meine Tagesziele noch erreichen zu können. Auch Alex, der zu diesem Zeitpunkt wie ich nur einen Punkt abgegeben hatte, spielte noch um das Podium mit. Ich entschied mich also für den restlichen Turnierverlauf zu drastischen Maßnahmen und zog meinen Pullover aus.

In der vorletzten Runde musste ich gegen Dimitrij Marchenko spielen. Hier wollte ich auf keinen Fall verlieren, denn ich habe Dimitrij mal auf der NRW-Meisterschaft betreut, und gegen Spieler die man mal betreut hat, verliert man nicht gerne. Es kam meine „Petline“ im Winawer-Franzosen aufs Brett. Die Variante ist herrlich schön, weil die weiße Stellung komplett kaputt ist, bis auf Captain Läuferpaar und einen starken h-Freibauern. Jeder, der schon einmal Winawer gegen mich geblitzt hat, weiß jetzt wahrscheinlich, welche Variante ich meine. Schnell entwickelte sich eine scharfe Partie, in der ich aber einen klaren Vorteil hatte. Für mich war es die schönste Partie des Tages, und ich konnte gewinnen. Alex musste währenddessen gegen Marc, der mich zuvor an den Rand einer Niederlage gebracht hatte, spielen. Eine große Aufgabe, die Alex aber souverän meisterte, nachdem er eine Qualität gewinnen konnte. Somit war auch Alex weiterhin im Rennen. Übrigens spielte Marc in der letzten Runde auch noch gegen Yannis, seine letzten drei Runden sehen also so aus, als wäre er beim Geisweider Trainingsabend gewesen. Yannis kam zwar in eine bessere Stellung, konnte am Ende aber keine Punkte verbuchen.

Auch der Blitzspezialist Marc Schulze (kürzlich mit starker 50%-Ausbeute bei den Deutschen Blitz-Einzelmeisterschaften) musste sich Alex geschlagen geben

Auch in der letzten Runde musste Alex gegen einen Gegner spielen, der mir große Probleme bereitet hatte, nämlich Adrian Babczyk. Erneut zeigte Alex, warum er eine bessere prozentuale Ausbeute als ich in der NRW-Klasse hat, und er gewann auch diese Partie. Mir hatte derweil das Los Christian Bouillon zugeteilt. Natürlich stieg der Adrenalinpegel sofort, denn in der Vereinssatzung von 1823 steht, dass man nicht leichtfertig gegen Spieler vom Rivalen aus Siegen verlieren darf. Wieder kam Französisch aufs Brett und es wurde erneut eine spannende Partie. Irgendwann kamen wir dann in das Endspiel, was man in der Abbildung sehen kann. Ich hatte hierbei die schwarzen Klötzchen. Letztendlich ist es wahrscheinlich einfach ein Remis, hiervon konnten wir uns beide aber nichts mehr kaufen, weshalb ich versuchte meinen aktiven Bauern zu nutzen, um laut „Endspieltechnik“ zu schreien.

Die Schlussphase der turbulenten Letztrundenbegegnung zwischen Johannes und Christian Bouillon

Es dauerte noch eine Weile, aber am Ende konnte ich meinen Läufer nach e3 überführen und durch diverse Grundreihen Drohungen gewinnen. Ich musste zu dem Zeitpunkt hurtig fort, als ich nach einigen Minuten wieder am Brett ankam wurde aber immer noch angeregt über die Stellung in der Abbildung diskutiert.

Kommen wir also zum Gesamtergebnis: Wieder einmal hatte der IM gezeigt, warum er IM ist, und souverän den ersten Platz behauptet. Dahinter kamen punktgleich Alex, Rahim Rahimi und ich. Wer jetzt auf das Treppchen durfte entschied die Buchholzwertung. Hierzu muss man wissen, dass ich, als ich jung war, Streit mit Herrn Buchholz hatte, worauf er sein System veränderte, sodass ich damit nie gewinne. Dementsprechend ging der zweite Platz nach einer starken Leistung sehr verdient an Alex. Er konnte somit einen der Pokale nach Geisweid holen! Leider konnte ich nicht zusammen mit ihm aufs Siegerphoto, denn der dritte Platz ging an Rahim Rahimi.

Das Treppchen bestehend aus Alex Boyko, IM Jonathan Carlstedt und Rahim Rahimi (v.l.n.r.)

Die nächste Vertreterin von Weidenau-Geisweid war Olena, die mit 4.5 Punkten auf Platz 13 landete und den Damenpreis gewann. Daniel konnte – für das Teilnehmerfeld starke – 4 Punkte erzielen, und wurde 23., Yannis holte einen 33. Platz mit 3.5 Punkten, und Tom erreichte mit 3 Punkten den 43. Platz (womit er übrigens nicht zufrieden war).

Insgesamt war es wieder ein schönes Turnier. Danke an die Veranstalter und die City Galerie, die uns allen einen schönen Tag ermöglichten. Mehr Informationen zu dem Turnier gibt es übrigens auch auf der Internetseite des Schachbezirks Siegerland.

Soweit Johannes Karthäuser über den City-Galerie-Cup.

In der Woche vor dem Turnier gastierte zudem erstmals GM Sebastian Siebrecht unterstützt durch WIM Nato Imnadze und WFM Sonja Bluhm mit seiner Aktion „Faszination Schach“ in der City-Galerie. Im Rahmen dieser Aktion bringt GM Siebrecht seit einigen Jahren in vielen Einkaufszentren in ganz Deutschland Schach besonders den Kindern und Jugendlichen näher. Vormittags bekamen Grundschulkinder im Klassenverbund die ersten Einblicke in unseren Sport. Nachmittags konnte man sich im Simultan oder Handicap-Blitz mit dem Großmeister oder den beiden Nationalspielerinnen messen. Jeden Abend fand zudem ein kleines Blitzturnier statt, dessen Sieger und Zweitplatzierte am Samstag in der Endrunde einen Gesamtsieger ausspielten. Dort waren wir mit vier Teilnehmern (Uwe, Daniel B., Tom und Michael) vertreten. Punktgleich mit dem Sieger Rahim Rahimi aus Hellertal landeten Uwe und Michael auf dem zweiten und dritten Platz. Daniel besiegte Rahimi und auch Tom konnte zwei Punkte einfahren.

Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 14. Juni 2019 um 11:57 und abgelegt unter Allgemeines. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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